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Stauniederlegung an der Wasserkraftanlage Dorste

Erstellt von Birgit Hesse-Rickards

 

Ja!

  • Renaturierung der Söse
  • Wiederherstellung der ökologischen Durchlässigkeit
  • Finanzierung des Rückbaus aus EU-Mitteln

Nein!

  • Trockenfallen des Mühlgrabens bis zur Mündung in den Mühlenbach

Wir wünschen uns:

  • Gewässerschutz:

Durchgehende Wasserläufe verbinden Biotope – in diesem Fall: Söse – Mühlgraben – Mühlenbach - Söse!

 

Der Mühlgraben – „nur“ ein künstliches Gewässer?

Das Argument, der Mühlengraben sei ein künstliches Gewässer und deswegen nicht schutzwürdig, zerschellt unserer Meinung nach an den vielen Beispielen ebenfalls ursprünglich künstlicher Gewässer, die sehr wohl wegen ihres kulturhistorischen, Freizeit- und/oder ökologischen Wertes schutzwürdig sind: Ganz naheliegend sind natürlich die bergbaulichen Bewässerungsgräben des Oberharzes. Künstliche Gewässer wie ehemalige Torf- oder Kiesgruben werden sogar in Naturschutzgebiete verwandelt bzw. integriert, und von der Pflege von schiffbaren Kanälen wollen wir hier gar nicht reden.

 

Der Mühlgraben – der niedrige Wasserstand führe zu Erwärmung des Wassers und schade somit der Wasserqualität der Söse.

Eine kühne Behauptung, die im Einzelnen noch zu beweisen wäre, und ein wunderbares Promotionsthema: Eine quantitative und qualitative Analyse der Auswirkung von 700 m Mühlgraben auf die Wasserqualität der Söse unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses der Wassertemperatur...

Niedrigere Wasserstände sind dank des Klimawandels auf jeden Fall zu erwarten, und die damit verbundene Erhöhung der Wassertemperaturen wohl auch ohne unseren Mühlgraben nicht zu vermeiden. Und bestimmt werden gleich strenge Maßstäbe ebenso konsequent bei den Verursachern sehr viel größerer Schäden durch Einleitung von Schadstoffen, Brauchwasser, etc. angelegt!

Der Mühlgraben – „Nichts Besonderes“?

Das kann nur jemand sagen, der nicht in Dorste lebt. Zum Wert des Mühlgrabens:

Was bedeutet uns in Dorste der Mühlgraben?

Ökologisches Biotop

Wiederholte Sichtungen von Eisvogel*, Bisamratte, Elritzen, kleinen Forellen; Insekten wie Wasserläufer und Libellen, Schmetterlinge, Bienen, Wespen, Hornissen haben Nist- bzw. Trinkplätze, Hirschkäfer in Baumstümpfen; Ringelnattern auf anliegendem Gartengrundstück

Neben dem Eisvogel leben hier Rotkehlchen, Zaunkönig, Dompfaff, Reiher, Ente, Bachstelze, Meise und Fink, Rotschwanz, Kleiber, Stieglitz, u.v.m.

Viele typische Grabenpflanzen, überhängende Gräser und Weiden bilden schützende Uferbereiche.

*Zur Äußerung eines Behördenvertreters, der Eisvogel niste sicher nicht am Mühlgraben und könne außerdem zur Söse umsiedeln: Wir wissen allerdings nicht, wo genau der Eisvogel brütet, aber Funde und Sichtungen sind nur am Mühlgraben vorgekommen. Auch der Nabu weiß: „Der Eisvogel brütet an langsam fließenden oder stehenden Gewässern mit reichem Angebot an Kleinfischen und Sitzwarten.“ Und das Tiere umsiedeln können, ist bekannt, aber deshalb noch lange nicht erstrebenswert.

Naturnähe im Ortskern

Der Mühlgraben ist ein Ort des Lernens und naturnahen Vergnügens für Ortsbewohner:innen jeden Alters, dazu auch gelegentlicher Wasserspielbereich.

Außerdem bleibt das Wasser im Mühlgraben immer dem natürlichen Wasserkreislauf erhalten!

Aufnahme von Oberflächenwasser der anliegenden Felder und Grundstücke, teilweise Regenwasser

 

Zuführung zu Löschwasserstellen am Mühlenbach

Wegen des schlechten Staumanagements in den letzten Jahren waren wiederholt niedrige Pegelstände im Mühlgraben und Mühlenbach zu beobachten. Nach Vorfällen, bei denen der Graben praktisch trockenfiel und Fauna und Flora Schaden nahmen, haben immer wieder Interessierte in Eigeninitiative das Überleben von Fischen und die Bewässerung des Mühlgrabens gesichert.

Würde der Mühlgraben trockenfallen, sind auch die Wasserstände an den Löschwasserentnahmestellen des unteren Mühlenbaches gefährdet.

Die Lösung durch den Bau einer Speichervorrichtung an der Hinterdorfstraße, die mit Trinkwasser(!) befüllt und als Löschwasserreservoir dienen soll, scheint unverhältnismäßig aufwändig, kostenintensiv und geradezu widersinnig.

Kulturhistorischer Wert: Schutz des Dorfbildes im alten Dorfkern

Der Mühlgraben ist „das Grüne Band“ Dorstes und prägend für das Bild des alten Dorfkerns: Veränderung ist unvermeidlich, aber vieles, das historisches Bewusstsein und kulturelle sowie regionale Identität erleichtert, wird leichtherzig aufgegeben. Denn die Wirtschaftsgeschichte in Dorste ist auch die Geschichte der Mühlen und des Mühlgrabens im Dorf (Mühle Niemeyer, Mittelmühle, Hedemannsche Mühle).

  • Umweltverträglichkeitsprüfung – brauchen wir das?

Nein, wir wünschen uns lediglich, dass die technischen Möglichkeiten ausgelotet werden, die die Renaturierung der Söse und den Erhalt eines wasserführenden Mühlgrabens ermöglichen!

  • Transparenz: direkte Beteiligung der Dorster Bürger:innen und sonstigen Anlieger:innen sowie des Ortsrates durch genaue, zeitnahe Information aus allen beteiligten Behörden, Verbänden und Vereinen; volle Kostentransparenz über alle in Verbindung mit der Stauniederlegung geplanten Maßnahmen.